Strenge Auflagen für Agro-Photovoltaik
Autor: admin | 19.08.2022Tierhaltung, Getreidefelder oder Obst- und Gemüseanbau unter Solarmodulen? Das ist längst keine Vision mehr, sondern Wirklichkeit. Doch in der Schweiz streiten Bauernverband und Energieexperten darum, ob die aktuellen Agro-PV-Gesetze vom Bund eine Bremse der Energiewende oder positiv für den Schutz der Landschaft und der Nahrungsmittelproduktion sind.
Bei den Schweizer Nachbarn in Deutschland liegt ein Biohof am Bodensee, der die Möglichkeit der Agro-Photovoltaik umsetzt. Dort gedeihen verschiedene Nutzpflanzen unter 720 Solarmodulen. Die Photovoltaikanlage ist so konstruiert, dass die Landwirte mit Ihren Fahrzeugen darunter arbeiten können.
Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen in der Schweiz besteht für Agro-Photovoltaik ein beachtliches Potential. Mit Solarplatten auf den landesweit rund 35 Prozent Landwirtschaftsfläche könnte etwa das Dreifache an Strom hergestellt werden, was die ganze Schweiz im Jahr überhaupt verbraucht. Mit Gebäuden oder Verkehrsinfrastruktur bebaute Flächen machen immerhin 8 Prozent Landesfläche aus. Bis zu 180 Terawattstunden jährlich könnten Solarkraftwerke über Weiden, Wiesen und Äckern liefern. Das wäre ein großer Schritt in Richtung Energiewende.
Aber die Schweizer Regierung macht es den heimischen Bauern nicht leicht. In den jüngst ausgehandelten Gesetzen zur Agro-PV werden den Landwirten so strenge Auflagen vorgegeben, dass sich auch Experten sorgen, ob Bauern dadurch nicht vom Bau einer Solaranlage abgeschreckt werden. Denn die Vorgaben sind in der Realität nicht umsetzbar. Demnach soll Agro-Photovoltaik nur erlaubt sein, wenn die Erträge der Anbauflächen unter den Solarpanels steigen würden. Zum Beispiel müsste mehr Futter zwischen bifazialen Solaranlagen heranwachsen und die darauf weidenden Tiere müssten mehr Fleisch, Milch oder andere verwertbare Produkte liefern.
Weniger Sonne bedeutet für viele Pflanzenkulturen jedoch auch weniger Ernteertrag. Aber auch Pflanzen, die von Natur aus im Schatten von Bäumen wachsen werden landwirtschaftlich angebaut. Himbeeren oder Reben zum Beispiel.
Mit Photovoltaik bebaute landwirtschaftliche Flächen würden zusätzlich aus dem Anspruch auf die Direktzahlungen des Bundes herausfallen. Die für Solarenergie nutzbaren Flächen werden so per Gesetz weiter verringert. Bauern, die mit ausreichend Erträgen Obst anbauen, könnten dabei noch eher auf die Direktzahlungen verzichten, als Tierwirte.
Der Bund will mit den Vorgaben zur Agro-Photovoltaik nicht ausbremsen
Die Untersuchungen zur Agro-Photovoltaik hat das Bundesamt für Landwirtschaft selbst finanziell mitgetragen und sagt, dass seine gesetzlichen Vorgaben den Ausbau der Agro-Photovoltaik nicht behindern würden. Vielleicht passen nur einfach Theorie und Praxis wieder einmal nicht zusammen, wie auch in anderen Bereichen.
Die Befürchtungen drehen sich auch darum, dass es für Bauern lukrativer werden könnte, Anbauflächen für Nahrungsmittel in Flächen für die Produktion von Solarstrom umzuwandeln.
Für die ökologischere Landwirtschaft, wie der Bund und einige Verbraucher es sich wünschen, verzichtet die Regierung auf Erträge. Dass das beim Strom scheinbar nicht so ist, stößt einem Schweizer Solarunternehmer sehr auf.
Landschaftlich betrachtet sieht der Bauernverband, und vielleicht auch Teile der Bevölkerung, die klar definierten Vorschriften positiv. Dass zunächst bereits bebaute Flächen und Dächer mit Photovoltaik auszustatten attraktiver sein soll, schützt schließlich auch Natur.
Der Dozent für erneuerbare Energien an der ZHAW, Jürg Rohrer, hält die Ansicht, dass schon versiegelte Flächen für die Energiewende ausreichen, als Wunschdenken. Und mit passenden Pflanzen bewirtschaftete Flächen würden jährlich nur maximal 3 Terawattstunden Solarstrom liefern. Für die Energiewende müsse sich der Zubau aber im Vergleich zum aktuellen Geschehen verdreifachen.
Die Solarzellen sind scheinbar noch nicht effizient genug, dass auch mit kleinen Anlagen rasch genügend Leistung für den Gesamtbedarf erreicht wird. Große Photovoltaikanlagen sind insgesamt mit weniger Personalaufwand je erwirtschafteter Kilowattstunde zu installieren, als kleine. Aber ausreichend große PV-Anlagen können nur auf weitläufigen Freiflächen errichtet werden.
Natürlich sind flächendeckende Solarkraftwerke effizienter. Aber ob die größere Gewinnspanne es aufwiegt, dass zukünftig vielleicht viel landwirtschaftliche und grüne Natur von Solarpanelen bedeckt ist?
Für Sie kann die Entscheidung ganz einfach sein. Sie können Ihren grünen Garten behalten und Ihr Dach für eine Solaranlage nutzen. In Ihrem Unternehmen leistet eine Photovoltaikanlage am Firmengebäude ebenso gute Dienste, wie Solarmodule, die Sie gezielt als Schattenspender einsetzen. Wir informieren Sie über Ihre Möglichkeiten, mehrfach von einer eigenen Solaranlage zu profitieren.