Die Schweiz baut zu wenig neue Wind- und Solaranlagen

Während anderswo bereits über die Reaktivierung von Kohlekraftwerken und Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke diskutiert wird, geht der Windkraft- und Solarausbau auch in der Schweiz weiterhin nur mühselig vorwärts. Doch andere europäische Länder legen ein besseres Tempo beim Ausbau Erneuerbarer vor, wie die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) feststellen musste.

Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) dokumentiert in ihrer Kurzzeitstudie, dass in der Schweiz noch viel Nachholbedarf bei der Wind- und Solarenergie besteht. Im europäischen Vergleich landeten die Schweizer mit ihrer Pro-Kopf-Produktion von Strom aus Wind und Sonne nur auf Platz 23 von 28 bewerteten Teilnehmerländern.

Die Schweizer Stromgewinnung aus Sonnenenergie und Windkraft stieg je Einwohner von 311 Kilowattstunden in 2020 auf 372 kWh in 2021. Beim Wind herrschte da wohl etwas Flaute, weil sich die Stromerträge hier kaum verbessern konnten. So liegt die Schweiz europaweit in der goldenen Mitte mit seiner seit 2010 wachsenden Stromerzeugung aus Sonnenenergie.
Vorreiter bei der Wind- und Solarstromproduktion sind Schweden, wo 2.782 kWh Solarstrom auf einen Bürger kamen, und Dänemark mit 2.990 kWh je Einwohner. Das ist beinahe das achtfache der Schweizer Solar- und Windstromerträge.
Laut SES wären die fehlenden Windkraftanlagen in der Schweiz für die Schlappe bei den Erneuerbaren verantwortlich und genau die müssten mit etwa 3 Milliarden kWh jährlich aufgestockt werden. Aber wer hat schon gerne die riesigen, lauten Windräder auf den großen Betonsockeln in seiner Sonne stehen?

Schweiz sollte Potential für Solaranlagen und Windenergie besser nutzen

Das Bundesamt für Energie (BFE) ermittelte 67 Mrd. kWh Jahresleistung, was allein mit Photovoltaik auf Hausdächern oder an Fassaden in der Schweiz generiert werden könnte. Da in den Wintermonaten etwa zwei Drittel des Strombedarfs aus Windenergie gedeckt werden können, ist der Windkraftsektor ein guter Teampartner für Solaranlagen.
Von der Bevölkerung besser akzeptiert und zügig vor allem in bestehende Bauten integrierbar, hält Solarenergie aber immer noch den Spitzenplatz, was die erreichbaren Strommengen gegenüber anderen Erneuerbaren angeht. Die Umsetzung, neue Photovoltaikanlagen und Windräder zu installieren, geht nur einfach nicht schnell genug. Bei anderen europäischen Ländern klappt das besser.
Damit die Schweiz sein Defizit bei der Wind- und Solarenergie aufholen könne, rät die SES, müsse der gesetzliche Rahmen verbessert und dafür gesorgt werden, dass sich Photovoltaik sicher finanzieren lässt und die Anlagenbetreiber sich auf stabile Erlöse für die Solarstromeinspeisung verlassen können.

In der Studie stieß der SES außerdem noch auf, dass die Klimaziele der Politik nicht ausreichen, um die Dekarbonisierung mit ihrem steigenden Strombedarf rechtzeitig ohne Atomkraft bedienen zu können. Dazu fehlt der politische Druck, den Zubau von Solarenergie und Windkraft bei weitem schneller voran zu bringen.
Statt bisher bis 2035 geplante 17 Milliarden kWh müssten 38 Mrd. kWh aus Erneuerbaren dazu kommen. Anders ausgedrückt müsste die aktuelle Energienutzung mit Solaranlagen und Windrädern verzwölffacht werden. Eine weitere oder später wieder eingeführte Stromerzeugung mit Kernkraft kann wohl kaum, nein, darf auch keine Option sein.

Solarenergie hat allgemein das größte Potenzial, die Energiewende zu schaffen. Gemeinsam mit Windenergie kann die Schweiz mit klimafreundlichem Strom gut über das ganze Jahr kommen. Nur müssen die Schweizer dafür einen großen Zahn beim Ausbau zulegen.

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