Autarkes Mehrfamilienhaus

Autarkes Mehrfamilienhaus mit Solaranlage, Energiespeicher und Infrarotheizung!

Wegen der hitzigen Diskussionen um eine nachhaltige Heizung sowie sichere Stromversorgung träumen immer mehr Menschen davon, völlig unabhängig vom öffentlichen Stromnetz zu sein. Das Auf und Ab der Energiepreise trägt außerdem seinen Teil zum Wunsch nach autarker Energieversorgung bei. In diesem Beitrag lernen Sie das bayrische Autarkie-Haus kennen und wie es sich komplett selbst mit nachhaltiger Energie versorgt. Eine Wärmepumpe spielt dabei allerdings keine Rolle.

Strom und Heizung im Mehrfamilienhaus hundert Prozent autark?

Funktioniert das tatsächlich? In Ehingen in Bayern ließ die Rössler Wohnbau GmbH ein Mehrfamilienhaus, welches sich zu hundert Prozent selbst mit klimafreundlicher Energie versorgen kann, vom Traum zur Realität werden. Zumindest in den Sommermonaten von März bis Oktober kommt die gesamte benötigte Energie für das Mehrfamilienhaus aus der Kraft der Sonne. Dieses autarke Gebäude entwickelte und verwirklichte das Unternehmen basierend auf dem Konzept von Professor Diplom-Ingenieur Timo Leukefeld, einem Freiberger Energieexperte.

Autarki-Haus – Selbstversorgung mit Solarenergie

Als Herzstück des Projekts sind Solarmodule auf dem Pultdach, welches nach Süden zeigt, sowie entlang der Balkonbrüstung installiert. Insgesamt liefern alle Module der Photovoltaikanlage am Autarkie-Haus etwa 49,15 Kilowatt Leistung. Am Stromnetz angeschlossene Photovoltaik-Akkus fungieren als Kurzzeitspeicher, welche den selbst produzierten Solarstrom aufnehmen. Dafür erreichen die Solarstrom-Akkus eine Speicherkapazität von 59,5 Kilowattstunden. Dank des großzügigen Solarstromspeichers können die Hausbewohner den Solarstrom für Heizung, Warmwasserbereitung sowie für sämtliche Elektrogeräte im Gebäude zeitversetzt verbrauchen. Letztendlich stellen die Solarzellen am Autarki-Haus den Solarstrom für die Gebäudetechnik, den Stromverbrauch in den einzelnen Haushalten ebenso wie für den Strombedarf der hocheffizienten Infrarotheizungen bereit.

Außerdem ist eine zentrale Wallbox im Autarki-Haus installiert. Bereits verlegte Kabel ermöglichen zudem jeder Mietpartei ihre eigene Wallbox anzuschließen. So können die Mieter zukünftig eigene Elektrofahrzeuge mit dem selbst generierten Solarstrom laden.

Solarstrom zur Warmwasserbereitung

Für die dezentrale Warmwasserbereitung fließt Solarstrom zu den Autarkie-Boilern mit integriertem Heizstab. Diese autarken Warmwasserboiler in jeder Wohnung fassen rund 160 Liter Trinkwasser und dienen als mittelfristiger Wärmespeicher. Den Löwenanteil der Warmwasserbereitung, circa 80 Prozent, stemmt die Solaranlage mithilfe der Heizpatronen so direkt am Gebäude. Im Umkehrschluss sorgen die Warmwasserboiler dafür, dass gerade nicht benötigte Wärmeenergie nicht verloren geht. Die Bewohner können diese gespeicherte Wärme dann bei Bedarf nutzen.

Heizmethode mit Solarenergie und Infrarotpaneelen

Besonders an diesem Autarkiehaus ist, dass es völlig ohne den Einsatz einer herkömmlichen, geschweige denn fossilen Heizmethode auskommt. So sucht man hier ebenfalls vergeblich eine Wärmepumpe. Stattdessen setzen die Bauherren in diesem bayrischen Autarkiehaus auf eine andere innovative Lösung: nämlich auf eine CO₂-freie Wärmeerzeugung mit Solarstrom für hocheffiziente Infrarotheizungen. Speziell diese Infrarotstrahlungsheizung gilt als besonders sparsam und effektiv. Hier und da wird sie wohl deshalb als Alternative zu konventionellen Heizsystemen und Wärmepumpen genannt.

So sorgt die Infrarotheizanlage für warme Wohnungen:

Die jahrzehntelang wartungsfreien Infrarotheizungen lassen sich ohne aufwändige Bauarbeiten für ein Wasserrohrnetz direkt zur Wärmegewinnung einsetzen. Paneele von Infrarotheizungen geben die Strahlungswärme nicht direkt an die Raumluft ab, sondern deren Infrarotstrahlung erwärmt Objekte im Raum. Erst die aufgewärmten Einrichtungsgegenstände geben die Wärme in den Raum ab. Dabei geht wesentlich weniger Energie verloren, als bei Heizungsanlagen, bei denen zuvor Heizungswasser in Pufferspeichern und Wasserleitungen aufgeheizt und durch das gesamte Gebäude gepumpt werden muss. Dadurch spart das Autarkiehaus eine Menge Platz im Keller ebenso wie einiges an Energiekosten. – Aber Vorsicht, wie alltagstauglich eine Infrarotheizung ist, hängt stark vom Strompreis, vom Einsatzort, von der generellen Energieeffizienz und vom Dämmzustand eines Hauses ab. Zudem gelten in der Schweiz besondere Regelungen für Infrarotheizungen.

Gut gedämmt bilden moderne Gebäude zwar selbst eine beträchtliche Speichermasse für Wärmeenergie, doch wegen der Dämmung verhindert die Bausubstanz den natürlichen Luftaustausch im Autarki-Haus. Dies verlangt ein separates, dezentrales Lüftungssystem mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Mithilfe dieser Lüftungsanlagen bleiben bis zu 93 Prozent Heizenergie im Versorgungskreislauf für das Gebäude verfügbar. Zusammen mit der kontrollierten Lüftungsanlage bedeutet das eine hohe Energieeffizienz und sorgt für ein angenehmes Raumklima im autarken Wohnhaus.

Solar-Autarki-Haus – Fazit

Insgesamt ist das Autarkiehaus ein vielversprechender Ansatz für die Zukunft des nachhaltigen Wohnens. Mit der richtigen Kombination aus Photovoltaik, Solarthermie und Infrarotheizung lässt es sich leicht energieeffizient leben. Gleichzeitig kann man völlig unabhängig von fossilen Brennstoffen mit Solarstrom heizen und sein warmes Wasser aufbereiten. Für die Mieter im Solar-Autarki-Mehrfamilienhaus bringt es den Vorteil, dass deren Mietkosten sich auf eine Pauschalmiete plus Energieflatrate beschränken. Im selben Zug sparen sich die Vermieter unnötige Bürokratie und ihre Rücklagen dürfen geringer ausfallen.

Ein autarkes Wasserstoffhaus steht bereits in Bayern, womit dieses Solar-Autarki-Haus nicht das erste Gebäude mit autarker Energieversorgung ist. Jedoch ist es von den Energiequellen her das erste Autarkie-Mehrfamilienhaus seiner Art.

Es bleibt spannend, wie sich das autarke Gebäude langfristig in der Praxis bewährt und ob es in Zukunft weitere Bauvorhaben nach diesem Konzept geben wird.

Wichtiger Hinweis:

Trotz innovativer Technik und durchdachter Planung ist diese Variante der nachhaltigen Heizung für Schweizer Immobilienbesitzer nur ein Denkanstoß. Das Autarkiehaus im bayrischen Ehingen setzt ausschließlich auf Infrarotheizung. Seit 2009 ist in der Schweiz das Heizen allein mit Infrarotheizung oder anderen Elektroheizungen nicht erlaubt. Bestenfalls als Unterstützung, etwa in kleineren oder wenig genutzten Räumen, wo sie am effektivsten ihren Dienst erfüllen. Im Bestfall kommt der Strom dazu aus einer eigenen Solaranlage.

Ob Infrarotheizung oder Wärmepumpe, mit selbst produziertem Solarstrom lassen sich langfristig Kosten für strombetriebene Heizungsanlagen einsparen. Wir beraten Sie gern, welche Photovoltaikanlage am besten für elektrisches Heizen sowie die Warmwasserbereitung in Ihrem Wohnhaus oder Firmengebäude passt.